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Eine Benefit Corporation ist ein Unternehmen, das einen gleich doppelten Zweck verfolgt: Gewinn zu machen und zugleich zum Allgemeinwohl beizutragen.

Klar, aber was ist eine Benefit Corporation nun genau?

Ein „normales“ gewinnorientiertes Unternehmen ist allein darauf ausgelegt, die Profite seiner Aktionäre zu maximieren. Gemeinnützige Organisationen haben dagegen das Ziel, ihre Mission zu erfüllen, von der wiederum andere profitieren: die Umwelt etwa oder Menschen mit niedrigem Einkommen. Eine Benefit Corporation ist dagegen ein Unternehmen, das sich an diesen beiden Fronten engagiert. Und das heißt: Die Verwalter einer Benefit Corporation sind ihren Aktionären (und manchmal auch der Öffentlichkeit) Rechenschaft darüber schuldig, wie sie ihre gemeinnützigen Ziele verfolgen und in welchem Maße sie diese erreicht haben.

Was ist eine Benefit Corporation? | articolo societa benefit

Was unterscheidet eine Benefit Corporation von einem gewinnorientierten Unternehmen?

In vielerlei Hinsicht funktioniert eine Benefit Corporation gleich wie ein gewinnorientiertes Unternehmen. In beiden sind Aktionäre deren Eigentümer und ein Verwaltungsrat wacht über das Geschäftsgebaren. Beide Unternehmen reichen dieselben Steuererklärungen ein und müssen Steuern auf den Unternehmensgewinn entrichten. Selbst die Gründung einer Benefit Corporation läuft sehr ähnlich ab wie jene eines gewinnorientierten Unternehmens.

Allerdings unterscheidet sich eine Benefit Corporation ganz wesentlich von einem gewinnorientierten Unternehmen, wenn es um ihren Daseinszweck geht. Bei gewinnorientierten Unternehmen liegt dieser einzig und allein im Profit. So sind die Verwalter gesetzlich verpflichtet, zuallererst die Interessen ihrer Aktionäre zu verfolgen. Das heißt wiederum: Jede Entscheidung muss so getroffen werden, dass der Profit maximiert wird, selbstverständlich innerhalb der von Gesetz und Anstand vorgegebenen Grenzen. Auch in einer Benefit Corporation ist der Gewinn ein Ziel. Er ist aber eben nur eines, gibt es daneben doch auch das Gemeinwohl als zweites Ziel.

Hier ein Beispiel: Nehmen wir an, du bist Eigentümer einer Möbelfirma und hast die Chance, Sofas aus Recyclingmaterialien herzustellen. Ist dein Unternehmen ein gewinnorientiertes und der Verwaltungsrat geht davon aus, dass dadurch die Gewinne sinken, müsste dieser sich gegen die Verwendung von Recyclingmaterialien aussprechen, weil diese nicht im Sinne der Aktionäre wäre. In einer Benefit Corporation liefe der Entscheidungsprozess anders ab, ist doch ein Daseinszweck die Nachhaltigkeit. In diesem Fall könnte der Verwaltungsrat die Verwendung von Recyclingmaterialien vorschlagen, selbst wenn der Gewinn darunter leiden würde.

Um Entscheidungen zu erleichtern, kann der Verwaltungsrat Regelungen vorgeben, wie die unterschiedlichen Interessen ausgeglichen werden, nachdem Profitmaximierung und Gemeinwohl oft gegenläufig sind. So könnte das Unternehmen sich etwa verpflichten, fünf Prozent der Verkaufserlöse für gemeinnützige Zwecke bereitzustellen oder in der Produktion mindestens 50 Prozent Recyclingmaterialien einzusetzen. Sind diese Ziele einmal erreicht, kann der Verwaltungsrat alle weiteren Entscheidungen mit der Gewinnmaximierung vor Augen treffen.

Voraussetzungen für eine Benefit Corporation

Eine Benefit Corporation muss dem Gemeinwohl verpflichtet sein, entsprechende Ziele formulieren und in seinen Jahresberichten nachweisen, welche Fortschritte man auf dem Weg dorthin gemacht hat. Das heißt auch, dass in den Gründungsdokumenten ein oder mehrere gemeinwohlorientierte Ziele definiert werden müssen. Beispiele dafür wären:

  • der Einsatz für Menschen oder Gemeinschaften mit niedrigem Einkommen
  • die ökologische Nachhaltigkeit
  • die Förderung von Kunst oder Musik
  • die Abgabe von Teilen des Gewinns an gemeinnützige Organisationen
  • die Förderung wissenschaftlicher Forschung
  • die Förderung der Bildung
  • allgemeine gemeinnützige Ziele (etwa im Sinne eines positiven Einflusses auf die Gesellschaft)

Viele Staaten verlangen von ihren Benefit Corporations einen Jahresbericht, in dem genau definiert wird, wie und in welchem Maße die gemeinwohlorientierten Ziele erreicht worden sind. Diese Berichte müssen den Aktionären vorgelegt und in manchen Staaten auch veröffentlicht werden.

Vorteile einer Benefit Corporation

Wenn Du im Sinn hast, eine Benefit Corporation zu gründen, kannst Du mit folgenden Vorteilen rechnen:

  • Förderung des Gemeinwohls: Das zentrale Ziel, das Du mit der Gründung einer Benefit Corporation verfolgst, ist, ein gemeinwohlorientiertes und Dir wichtiges Anliegen zu fördern. Zudem kannst Du sicherstellen, dass diese Mission weiter verfolgt wird, selbst wenn Du und die anderen Gründer nicht mehr im Unternehmen aktiv sind.
  • Erzielen eines Gewinns: Die Gewinne werden in einer Benefit Corporation an die Teilhaber ausgeschüttet, was etwa bei einer gemeinnützigen Vereinigung nicht möglich ist (mit Ausnahme einer fairen Entlohnung).
  • Magnetwirkung auf Kunden und Mitarbeiter: Benefit Corporations üben eine Magnetwirkung auf Kunden und potentielle Mitarbeiter aus, weil diese die Mission der Gesellschaft teilen.
  • Andere Vorteile: Im Vergleich zu herkömmlichen Unternehmen genießen Benefit Corporations eine Reihe von Vorteilen, etwa die beschränkte Haftung oder höhere steuerliche Abzugsmöglichkeiten.

Nachteile einer Benefit Corporation

Nicht in jedem Fall ist die Benefit Corporation die beste Organisationsform eines Unternehmens. Es gibt auch Nachteile.

  • Nicht in allen Staaten gibt es Benefit Corporations. Ist diese Möglichkeit in einem Staat nicht gegeben, kann man ins Auge fassen, das Unternehmen in einem anderen Staat zu gründen. Am besten, Du ziehst einen Rechtsanwalt hinzu um zu eruieren, ob es diese Option für Dein Unternehmensprojekt gibt.
  • Nicht alle Unternehmen können sich als Benefit Corporation aufstellen. Für freiberufliche Tätigkeiten, etwa Rechtsanwalts- oder Buchhaltungskanzleien, gibt es höchstwahrscheinlich keine Möglichkeit, eine Benefit Corporation zu gründen.
  • Niedrigere Gewinne: In manchen Fällen wirken sich gemeinwohlorientierte Ziele negativ auf die Gewinne eines Unternehmens (und damit der Aktionäre) aus.
  • Mehr Bürokratie: Im Vergleich zu herkömmlichen Unternehmensformen, etwa einer GmbH oder einer Personengesellschaft, ist der Gründungsprozess (und auch die Erhaltung) einer Benefit Corporation wesentlich aufwendiger. So muss es einen Verwaltungsrat geben, staatliche Dokumente müssen vorgelegt und Jahresberichte erarbeitet werden.