Leider gibt es von Seiten der Unternehmer oft nur eine Reaktion auf Krisen: man beklagt sich und sein Schicksal, man beschwert sich über den Markt, über Zulieferer, die Bürokratie, über die Steuern, ja sogar über die eigenen Kunden, die einfach zu dumm sind um zu verstehen, dass sie unser Überdrübersuperduper-Produkt unbedingt haben wollen. Aber sind wir wirklich so super?
Krisen sind der beste Anlass, um uns genau diese Frage zu stellen, uns selbst und unser Handeln zu hinterfragen, selbstkritisch zu sein. Uns zu beklagen und zu warten, bis der Sturm vorüberzieht, hilft ganz sicher nicht, ja schadet meist sogar. Kritische Selbstreflexion und das Zulassen neuer Ansätze: das sind die einzig richtigen Reaktionen auf eine Krise. Und wissen Sie, wer dies am besten vormacht? Nintendo!
Die Geschichte von Nintendo, dem Computerspiel-Koloss schlechthin aus dem japanischen Kyoto, ist nichts anderes als eine kontinuierliche Abfolge von Krisen, vor allem aber eine kontinuierliche Abfolge von intelligenten und vehementen Reaktionen darauf.
Beispiele gefällig? Schon 1983 haben „Experten“ – und verzeihen Sie die Anführungszeichen – den Markt der Videospiele für tot erklärt. Endgültig. Der Grund war, dass der Markt der Videospielautomatengesättigt war und die Produzenten selbstgefällig und satt in der Ecke lagen, um sich darüber zu beklagen. Nintendo war das egal, hatte man doch einen neuen Markt im Auge: Videospiele für zu Hause, home gaming also.
In kürzester Zeit wurde mit NES die erste 8-bit-Spielkonsole für daheim entwickelt und dazu das Spiel „Super Mario Bros“, heute der Spieleklassiker schlechthin. Langer Rede kurzer Sinn: Die Konsole wurde nicht weniger als 62 Millionen Mal verkauft – öfters als alle anderen ihrer Ära.
Glück gehabt, könnte man nun behaupten, aber selbst Pokerchampions werden Ihnen sagen: Glück zählt vielleicht in einem einzigen Spiel, nicht aber in einer Karriere. Deshalb gibt’s hier Beispiel zwei aus der Geschichte von Nintendo, das nach den 8-bit-, nach den 16-bit-, nach den Wars-Konsolen in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends ansetzt.
In diesen Jahren steckt Nintendo wieder tief in der Krise. Die Playstation 2 von Sony hat dem Gamecube von Nintendo nicht nur die Grenzen aufgezeigt, sondern den Garaus gemacht. Doch die Reaktion von Satoru Iwata, CEO von Nintendo, lässt nicht lange auf sich warten. Der Lebenszyklus des Gamecube wird von fünf auf drei Jahre verkürzt, die neue Zielgruppe der casual gamers beackert und die Wii auf den Weg gebracht.
Das Ergebnis dieser Hochrisikostrategie ist beeindruckend. Mit der Wii erschließt Nintendo ganz neue Zielgruppen für das Videospielen: Frauen, Kinder, Senioren. Und trotzdem hätte ursprünglich kaum jemand darauf gewettet.
Die Wii ist auch heute noch ein Begriff, eine Realität, an der man in Sachen Videospiele nicht vorbeikommt. Trotzdem lehrt die Geschichte, dass man sich auf Erfolgen nicht ausruhen kann, schon gar nicht Nintendo, das nach dem plötzlichen und unerwarteten Tod von CEO Iwata wieder in eine tiefe Krise schlittert und jahrelang rote Zahlen schreibt.
Noch ist nicht sicher, ob man den Weg aus dieser Krise schafft, wie man Nintendo kennt, versucht man allerdings auch diesmal, sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zu ziehen. Man setzt dabei auf Super Mario Maker und auf die Möglichkeit für Spieler, selbst Welten zu entwerfen, in denen der wackere italienische Installateur seine Abenteuer zu bestehen hat. Mehr noch setzt man aber auf den Social-Network-Charakter des Spiels, der Nintendo wieder Schub für die Zukunft verleihen soll.
Ob’s gelingt, wird sich weisen, trotzdem können wir aber eine Lehre aus der Geschichte von Nintendo ziehen. Es ist eine einzige und es ist eine einfache: Krisen überwindet man, indem man selbst aktiv wird. Wer stehen bleibt, ist – höchstwahrscheinlich – verloren.