Während sich Unternehmen auf die Achterbahnfahrt vorbereiten, die das Jahresende mit all seinen Feiertagen mit sich bringt, ist es wichtig, ein paar Trends aufzuzeigen, die wir im kommenden Jahr in Sachen Marketing im Auge behalten müssen.
Einen Trend heben wir dabei schon einmal vorab heraus: es ist die Authentizität. So haben die Marken 2021 nicht nur versucht, phantastische Produkte auf den Markt zu bringen (was ohnehin eine Selbstverständlichkeit sein sollte), sondern auch, authentische Beziehungen zu ihren Kunden aufzubauen.
Während sich die Welt also langsam von den Folgen von Pandemie und Lockdowns erholt, haben die Marketingexperten festgestellt, dass Marken- und Kundenbedürfnisse auseinanderklaffen. So manch eine Marke hat bereits in diesem Jahr begonnen, die Lücke zu schließen. Sie sind nicht nur die Pioniere, sondern weisen nun auch einen gehörigen Vorsprung auf die Konkurrenz auf, weil sie diesen Trend zu ihren Gunsten nutzen können.
Trotzdem: Wer die neuesten Marketingtrends noch nicht in seine Strategie integriert hat, hat auch noch nichts Essentielles versäumt. Selbst wenn man erst die kommenden sechs Monate nutzt, um sich an die Trends anzupassen, kann man die Früchte dieser Anstrengungen ernten.
Wichtig ist allerdings die Erkenntnis: Die Tends, die wir im Folgenden aufzeigen, sind nicht nur Modeerscheinungen im Jahr 2021. Sie sind vielmehr Entwicklungen, die gekommen sind um zu bleiben.
1. Audio Socials
Wenn Du einen Beweis brauchst, dass Geschichte sich wiederholt, können wir die Entwicklung der Audio-Netzwerke im Internet anführen. So erinnern sich alle, die das Internet bereits in den 1990ern und 2000ern genutzt haben, daran, dass Chat Rooms damals der letzte Schrei waren. Millionen von Stunden wurden damit zugebracht, in unterschiedlichsten Chat Rooms mit unterschiedlichsten Menschen zu diskutieren.
Trotz der Beliebtheit der Chats haben die wichtigsten Social Networks der Zeit – AOL Instant Messenger, Yahoo Messenger und MSN Messenger – in einem Zeitraum von gerade einmal fünf Jahren, von 2010 bis 2014, den Support für ihre Audio-Chat-Rooms eingestellt.
Wenn man nun bis ins Jahr 2020 vorspult, entdeckt man, dass die Audio Socials eine Wiedergeburt feiern, etwa in Form der innovativen App Clubhouse. Diese gibt es zwar erst in einer Beta-Version, sie hat aber bereits mehr als 10 Millionen Nutzer.
Auf diesen Zug sind selbstverständlich auch die großen Social Networks aufgesprungen, damit sie ihr Publikum nicht an einen Neuankömmling verlieren. So hat Twitter das rasante Wachstum von Clubhouse zum Anlass genommen, selbst eine Social-Audio-Funktion (Spaces) zu lancieren und Telegram hat die Vocal Chats 2.0 ins Leben gerufen. Es folgten Spotify mit Greenroom und Facebook Live Audio Rooms.
Obwohl Chat Rooms also in den ersten 2010er-Jahren weitgehend weg vom Fenster waren, zeigt sich mit der Wiedergeburt der Audio Socials doch, wie wichtig den Menschen direkte menschliche Beziehungen sind, die man dank Audio aufbauen kann, allein mit Texten aber kaum.
Auf das Marketing bezogen, sind die Herausforderungen groß, die ein so flüchtiges Medium mit sich bringt. Trotzdem eröffnen die Audio-Chat-Rooms neue Marketingchancen, etwa in Form von Events und Sponsorings. Trotzdem ist klar, dass die Audio Socials noch so manche Überraschung für die Marketingexperten bereithalten werden.
2. Automatisiertes Marketing
In den letzten Jahren haben die Marketingteams ihr Budget für die Automatisierung des Marketings stetig aufgestockt und nach neuen Wegen gesucht, die Technologie in ihre Tätigkeit einzubinden.
Solange die Automatisierungstechnik non nicht Mainstream waren, waren die Marketingstrategen damit befasst, Mittel und Wege zu finden, um Marketing und Verkauf in Einklang zu bringen.
Das wichtigste Einsatzgebiet von automatisiertem Marketing war zuallererst die Generierung von Leads, das Ziel war aber stets, diese Leads nicht nur zu generieren, sondern fortan auch zu füttern, demnach also neue Kunden an die Marke zu binden und letztendlich die Verkäufe zu steigern.
In diesem Zusammenhang konnten in den letzten Jahren bereits Erfahrungen mit der Automatisierung der Social Media und des E-Mail-Marketings gesammelt werden. Diesen Marketingtrend gibt es schon seit längerem.
In den letzten Monaten hat die Automatisierung allerdings wichtige Impulse bekommen, und zwar durch die auf Daten basierende Automatisierung. Es geht hier also um Künstliche Intelligenz, automatisiertes Lernen und Analyseinstrumente, die es ermöglichen, Informationen über die eigene Zielgruppe zu sammeln und dank dieser Strategien und Taktiken des Marketings zu verbessern.
Demnach sind die besten Produkte zur Automatisierung des Marketings solche, die sich auf Daten stützen. Nur diese liefern schließlich Erkenntnisse, die wiederum in die Generierung von Leads und Marketingaktivitäten wie das Cross- oder Upselling fließen können.
3. Videocontent und Livestreaming
Gerade Pandemie und Lockdowns haben zu einem rasanten Anstieg von Live-Aktivitäten, vor allem des Livestreamings von Videos geführt. Livevideos gehören zu den für die Nutzer attraktivsten Contents, nachdem das Publikum mit dabei ist und eine Vernetzung in Echtzeit stattfindet.
Dazu kommt, dass die User Livevideos als wesentlich authentischer und realistischer wahrnehmen, weil die Interaktion in Echtzeit abläuft. Eine Strategie, die Livecontents vorsieht, wird sich demnach in jedem Fall positiv auf die Marke auswirken.
Dass dies auch die Marketingstrategen wahrgenommen haben, zeigt eine Studie, wonach bereits jetzt 48 Prozent der Marketer planen, das Budget für Videos im Jahr 2022 spürbar anzuheben.
Eine der Triebkräfte des Livestreamings ist, dass Marken sich als Unterhalter verstehen und so auf ein Publikum zugreifen können, das bisher vor allem das Fernsehen genutzt hatte, nun aber verstärkt online ist.
4. Influencer-Marketing
Schon seit einigen Jahren wird dem Influencer-Marketing viel Aufmerksamkeit geschenkt, und zwar auch und vor allem durch das Aufkommen von Mikroinfluencern in den Sozialen Netzwerken. 2021 wird dieser Zweig bis auf rund 13,8 Milliarden Dollar wachsen und der Trend zeigt weiter nach oben.
Für viele Unternehmen war 2021 das erste Jahr, in dem sie auch ein Budget für das Influencer-Marketing vorgesehen haben. Auch das zeigt, wie sich diese Form des Marketings entwickelt, wobei anzumerken gilt, dass es sich zwar um eine eigene Form handelt, diese zugleich aber sehr stark an das Social-Media- und Content-Marketing gebunden ist.
TikTok und Instagram Reels etablieren sich dabei immer mehr zu den am stärksten genutzten Medien, dank derer sich Influencer mit ihrem Publikum in Verbindung setzen können: mit kurzen Videos, die leicht zu verdauen sind und die User mitreißen.
Man kann feststellen, dass in vielen dieser Videos Information und Unterhaltung verknüpft werden, damit die Begeisterung des Publikums hochgehalten werden kann. Und weil Begeisterung nun einmal ein wichtiges Mittel ist, um Botschaften an den Mann oder die Frau zu bringen, ist diese Form des Marketings einer der größten aktuellen Trends.
Dazu kommt, dass immer mehr Menschen von den Marken Authentizität verlangen, weshalb Mikroinfluencern eine wichtige Säule des Influencer-Marketings bleiben werden. Zudem können solche Partnerschaften auch genutzt werden, um Botschaften und Marketing-Inhalte auch auf anderen Plattformen zu verbreiten.
5. Mikromomente
Die Unterscheidung von Mikro- und Makromomenten hat die Art zu denken in der Marketing-Community in den letzten zwei Jahren entscheidend verändert.
Der Hintergrund ist einfach: Die rasante technologische Entwicklung, die vom Internet befeuert worden ist, haben dazu geführt, dass Zielgruppen heute viel stärker angesprochen werden können als früher. Und das Marketing ist nun einmal seit jeher ein Bereich, der solche gesellschaftlichen Entwicklungen aufzugreifen weiß, um die Aufmerksamkeit der Menschen für sich zu gewinnen.
Diese Aufmerksamkeit ist umso wichtiger, je größer die Zahl an Plattformen und Kanälen wird, über die die Menschen Unterhaltung, Information und noch viel mehr finden können.
Anstatt also ihr Netz noch weiter auszuwerfen und zu hoffen, dass man auf die eine oder andere Weise einen Erfolg einfahren kann, setzen die Marketingexperten nun darauf, die Aufmerksamkeit der Kunden in jenem Moment auf sich zu ziehen, in dem eine Kaufentscheidung fällt.
Gerade dies sind die Mikromomente, auf die man zielt, etwa wenn jemand im Web nach Informationen darüber sucht, wie man ein .pdf-Dokument unterschreiben kann, während er einen Vertrag durchliest. Makromomente sind dagegen Zeiträume, in denen die Nutzer viel Zeit totzuschlagen haben, aber nicht bereit sind, irgendeine Aufgabe zu erfüllen.
Das Mikromomente-Marketing ist also vor allem eine Frage des richtigen Timings und der Relevanz und es wird immer wichtiger – auch mit Blick auf die Feiertage zum Jahresende. Grundsätzlich aber wird das Marketing sich künftig immer stärker darauf konzentrieren, jene Momente auszumachen, in denen die Nutzer Lust haben, Neues zu erfahren, zu entdecken, auszuprobieren und zu kaufen. In diesen Momenten muss den Nutzern geliefert werden, was sie suchen.
6. Die eigene Marke von anderen abheben
Kunden haben heute die Qual der Wahl und ihre Kaufentscheidung hängt zentral davon ab, welchen Eindruck sie sich von einer Marke gebildet haben. Deshalb setzen intelligente Unternehmen auf Brandingstrategien, mit denen sie sich von der Konkurrenz abheben und die Kunden an sich binden können.
Schließlich ist klar, dass Produkte nicht nur Produkte sind, sondern stets auch mit Erfahrungen verbunden werden. Deshalb ist das Branding vor allem dann erfolgreich, wenn man Kunden authentische Erfahrungen bieten kann.
Zugleich muss gutes Branding auch mit den Veränderungen der Bedürfnisse und Erfahrungen der Kunden zurechtkommen. Und es muss sich bewusst sein, dass Marken nicht nur aus Produkten, Lösungen und Erfahrungen bestehen, sondern auch eine Persönlichkeit haben, Werte vertreten und Authentizität vermitteln müssen.
Die Markenidentität muss daher auf Vertrauen aufsetzen, auf Transparenz und Glaubwürdigkeit, wenn sie vor allem von jüngeren Zielgruppen angenommen werden sollen: von den Millennials bis zur Generation Z.
7. Conversational Marketing
Damit Marken wiedererkannt werden, setzt man in den letzten Jahren verstärkt auf ein Conversational Marketing. Das liegt daran, dass es zwar unzählige Marketingstrategien gibt (von interaktiven Inhalten über Social-Media-Strategien bis hin zum Storytelling), letztendlich aber nichts für mehr Wiedererkennbarkeit sorgt als die direkte Kommunikation mit den Kunden.
Bis dato waren die meisten Marketingkanäle Einbahnstraßen. Sie haben es zwar Marken ermöglicht, mit ihrem Publikum in Kontakt zu treten, umgekehrt war dies aber nicht möglich. Gerade deshalb öffnen Unternehmen neue Kanäle, die Kunden die Chance geben, mit dem Unternehmen zu kommunizieren. Und nur, damit das klar ist: Wir reden hier nicht vom Kundendienst oder einer Beschwerdestelle.
Conversational Marketing zielt auf eine echte Interaktion mit den Kunden, und zwar dank zielgerichteter Dialoge. Das Erfolgsrezept des Conversational Marketing liegt darin, auf den Kunden einzugehen, auf seine Bedürfnisse und Wünsche, anstatt sich auf die eigene Tätigkeit oder das eigene Produkt zu konzentrieren.
Damit dies möglich ist, müssen zunächst eingehende Informationen über die Kunden gesammelt werden, damit man nicht riskiert, dass 50 bis 90 Prozent von ihnen den Dialog vorzeitig abbrechen.
Einen Schub hat das Conversational Marketing in jedem Fall durch die Pandemie erhalten. Unternehmen waren plötzlich gezwungen, ihre Dialogfähigkeit auf das Telefon, auf SMS, die Social-Media-Messenger und Chatbots auszuweiten, um überhaupt mit Kunden in Kontakt treten zu können.
8. Mobile Marketing und E-Commerce
Die Prognosen zeigen, dass der E-Commerce im Jahr 2022 um enorme 68 Prozent steigen wird. Schon allein daraus wird klar, dass Unternehmen mit einer klaren Mobile-Marketing-Strategie heute einen riesigen Vorsprung anderen gegenüber haben.
Klar ist: Das rasante Wachstum des E-Commerce ist eines der vielen Beispiele, die zeigen, wie die Pandemie den technologischen Wandel befeuert hat.
Die Herausforderung in Sachen Mobile Marketing ist, dass es allumfassend ist und sich über alle Formen des Marketings zieht – von den Sozialen Netzwerken über E-Mails und Videos bis zu bezahlter Werbung. In jedem Fall können Marketingstrategen aber innovative Strategien nutzen, etwa Pushnachrichten oder Mobile-SEO.
In Sachen Pushnachrichten hat sich etwa gezeigt, dass 40 Prozent der Nutzer innerhalb einer Stunde nach ihrem Erhalt in eine Interaktion eintritt. Zudem haben Pushnachrichten eine Öffnungsrate von 90 Prozent, obwohl Einigkeit darüber herrscht, dass sie als lästig empfunden werden. Die Daten zeigen aber: Eine Marke kann Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wenn sie für die Empfänger relevante Pushnachrichten verschickt.
9. Marketing, das auf die Community zielt
Im Marketing zeigt sich immer stärker die Bedeutung der Community. Schließlich ist die Mundwerbung zwar die älteste Form des Marketings, sie ist aber immer noch die wirksamste.
Eine Community aufzubauen, innerhalb derer man sich über Deine Produkte austauscht, ist also eine Idee, die Jahrhunderte auf dem Buckel hat, sie knüpft aber an der Erkenntnis an, dass Beziehungen, die auf einem gemeinsamen Netzwerk fußen, immer noch die stärksten sind.
Es gibt Marketingexperten, die ein Community-basiertes Marketing meiden. Der Grund dafür ist einfach: Es geht hier mehr um Beziehungen als ums Anwerben. Was das Community-Marketing aber von anderen Formen unterscheidet, ist, dass treue Kunden zu Markenbotschaftern werden. So ist es zwar kaum möglich, die aus dieser Form des Marketings abzuleitenden Gewinne klar zu identifizieren, die Gewinne sind aber da.
Klar ist: Digitale Communitys erfüllen ganz unterschiedliche Bedürfnisse, das Community-Marketing zwingt die Marketingexperten daher, in Menschen zu investieren und nicht in Kanäle.
10. Nutzergenerierter Content
Wenn es um den Aufbau echter Beziehungen zu den Kunden geht, gibt es einen weiteren Trend: Nutzer dazu zu animieren, selbst Content zu produzieren. Dabei sind nutzergenerierte Inhalte oft ein Vorläufer oder ein Ergebnis einer starken Community, weshalb dieser Trend sehr stark mit dem zuvor vorgestellten zusammenhängt.
Studien zeigen, dass sich 90 Prozent aller Käufer von nutzergeneriertem Content beeinflussen lassen. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass solche Inhalte als besonders authentisch wahrgenommen wird, dieser Content dem eigenen Marketing also eine „menschliche“ Seite verleiht.
Anders als bei traditionellen Marketinginhalten macht es nutzergenerierter Content möglich, Produkte aus dem Blickwinkel anderer Kunden zu betrachten. Vermittelt dieser Blickwinkel ein positives Bild des eigenen Produktes, bringt er neue Kunden.
UGC hat sich demnach als äußerst effizientes Instrument erwiesen. Was daraus folgt, ist die Notwendigkeit, User dazu zu animieren, selbst Content zu erstellen und mit anderen Nutzern zu teilen, um so neue Kunden an die eigene Marke zu binden.
Ein einfaches Beispiel wäre, die Schlussverkäufe mit einem Wettbewerb zu verbinden, über den wiederum wichtige Botschaften gestreut werden. So gelangen nicht nur diese Botschaften unter die Leute, auch die eigene Marke gewinnt an Boden.
Erinnere Dich allerdings auch ständig daran, dass Deine Rolle in alledem die Planung ist. Überlass es ruhig den Kunden, ihre Geschichten zu erzählen, und beschränke Dich darauf, Deine Kampagne zu leiten und deren Outcome im Blick zu haben, um jederzeit nachjustieren zu können.
Und was lernen wir aus den Marketingtrends 2022?
Grundsätzlich gehören der Wandel und die Anpassung daran zum Leben. Vor allem zu jenem der Marketingfachleute. Eine ihrer Pflichten ist, Markttrends zu erkennen, Veränderungen, die die Gewohnheiten der Kunden betreffen, neue technologische Instrumente. All diese Erkenntnisse über Trends und Entwicklungen müssen dann in die Marketingstrategie einfließen.
Heute sollten Marketingprofis das Chaos des Jahres 2020 hinter sich gelassen haben und mit Neugier und Ungeduld all das erwarten, was auf sie zukommt. Die aufgezeigten Trends können dabei helfen, ein gezielteres, effizienteres, letztendlich also wirksameres Marketing auf die Beine zu stellen.